01.12.22, 12:14

München (energate) - Der Münchener IT-Dienstleister Skaylink bietet cloudbasierte Managed Services an, die auch Unternehmen der Energiebranche bei der digitalen Transformation unterstützen können. energate befragte dazu Karsten Kümmerlein, Head of Go-to-Market bei Skaylink.

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energate: Warum ist eine Steuerung von Verbrauchern über die Cloud sinnvoll?

Karsten Kümmerlein: Durch die Energiewende kommen wir zu einem völlig neuen Strommarktdesign. Während in der Vergangenheit das Angebot in Form von wenigen Großkraftwerken auf den aktuellen Bedarf angepasst wurde, ist nun das Angebot mehr und mehr wetterabhängig. Da es für Deutschland in absehbarer Zeit keine Speichertechnologie geben wird, die den vollständigen Ausgleich von Angebot und Nachfrage leisten kann, müssen wir den Marktmechanismus umkehren: Die Nachfrage muss sich also, wo immer möglich, dem Angebot anpassen. Das wird natürlich nur passieren, wenn entsprechende preisliche Anreize gesetzt werden. Die meisten Verbraucher haben heute keine Möglichkeit, ihre Energiekosten mit schwankenden Preisen zu optimieren. Sobald dieses Zukunftsszenario eingetroffen ist, könnte jeder Teilnehmer am Strommarkt durch Einsatz von entsprechender Technologie seine Energiekosten optimieren. Die Nutzung von Cloud führt also zu optimierten Verbrauchskosten.

energate: Wie funktioniert diese Steuerung?

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Kümmerlein: Marktpreise sind gut vorhersehbar oder werden weitestgehend im Vorfeld festgelegt. Ein System, welches auf der einen Seite Zugriff auf die aktuellen Strommarktpreise hat und auf der anderen Seite Verbraucher steuern kann, kann diese entsprechend zu niedrigen Preisen versorgen. Gerade Großverbraucher im Bereich Prozesswärme oder die gesamte Elektromobilität können in der Regel flexibel die Stromaufnahme steuern. Wenn die Preisdifferenz zwischen Hochlast- und Niedriglastphasen groß genug ist, können auch Speicher für einzelne Verbraucher Sinn ergeben. Die Cloud verhält sich dann wie ein riesiges virtuelles negatives Kraftwerk. Die Technologie dafür existiert bereits.

energate: Wie bewerten Sie angesichts steigender Hackerangriffe den Schutz der Energieinfrastruktur in Deutschland?

Kümmerlein: Wir haben an den Angriffen auf die Nordstream-Pipelines gesehen, wie anfällig Energieinfrastruktur gegen Angriffe ist. Der Vorteil bei einem virtuellen Kraftwerk ist zunächst die Dezentralität und Kleinteiligkeit. Es ist sehr viel leichter, eine Pipeline zu zerstören als sämtliche Windräder in Deutschland. In Bezug auf IT-Infrastruktur ist eine zentrale Steuerungskomponente natürlich eben nicht dezentral und insofern ein gutes Angriffsziel. Aus diesem Grund muss eine solche Zentrale als kritische Infrastruktur geschützt werden. Daneben sind klassische IoT-Devices, die wohl am schlechtesten gepatchten Systeme im Internet. Hier muss eine höhere Sensibilität entstehen, dass solche Systeme ähnlich wie Computer und Smartphones regelmäßige Updates erhalten.

Die Fragen stellte Daniel Zugehör.